Es ist unfair, aber wahr: Für ganz viele Preise braucht es überhaupt keinen Fleiss.
Paris Hilton hat ohne Arbeit einen Haufen Geld geerbt. Brad Pitt sieht dank der Gunst der Gene unverschämt gut aus. Und Prinz Harry ist ein echter Prinz, weil er in die richtige Familie hineingeboren wurde. Leider ist es ausserdem wahr, dass manchmal aller Fleiss nichts nützt. Egal, wie ich mich abstrample, ich werde nicht so reich wie Paris, nicht so schön wie Brad und nicht so adlig wie Harry.
Warum also fleissig sein, wenn ich doch nicht gegen Erbe, Gene und Familienstammbaum ankomme? Erstens: Auch wenn es mich nicht gleich zum Märchenprinzen macht, bleibt ein grosses Engagement doch der Schlüssel zum Erfolg. Selbst ein Ausnahmetalent wie Roger Feder wäre ohne unermüdliches Training nie zur Nummer eins geworden. Noch wichtiger für grössere Erfolgsaussichten ist aber ein zweiter Punkt, den der römische Philosoph Seneca so ausdrückt: «Anstrengung ist für edle Geister eine Stärkung.» Wenn ihr schon einmal ein Computerspiel mit ultraleichtem Schwierigkeitsgrad gespielt habt, dann wisst ihr, was er meint. Nichts ist langweiliger und unbefriedigender, als wenn ich von Beginn weg völlig mühelos alle Gegner besiegen und alle Schätze erobern kann. Wirklich Spass macht das Gewinnen erst, wenn ich mich mit vollem Einsatz durch alle Levels gekämpft habe. Erst die Anstrengung macht den Erfolg so richtig süss. Darum stimmt es zwar, dass gelegentlich pures Glück zum Ziel führt und manchmal auch der grösste Einsatz nicht die gewünschte Wirkung hat. Entscheidend ist aber, dass die schönsten Preise nicht jene sind, die uns in den Schoss fallen, sondern jene, die wir verdient und errungen haben.
Urs Siegfried, Initiator und Leiter des Zürcher Philosophie Festivals, hat erst Geschichte und Betriebswirtschaft studiert, bevor er die Philosophie für sich entdeckte.
Fürs Grosseltern-Magazin beantwortete er jeden Monat eine Kinderfrage.
Dies ist vorerst seine letzte Kolumne.