Aline (15) über das liebe Geld

Wer den Rappen nicht ehrt …

Es kann zu Unverständnis führen, wenn die Grosseltern sehen, wie viel die Jungen heute ausgeben. Aline (15) versucht ihre Generation zu erklären. Mit einem Augenzwinkern.

Kürzlich wollte ich mit Freunden nach Zürich, war aber pleite – wie so oft. So fragte ich ganz lieb meine Mutter, ob sie mir etwas Geld leihen könne. Dieses Gespräch hörte meine Grossmutter mit und war sehr erstaunt, als meine Mutter mir schliesslich 30 Franken gab. «Waas, so viil? Das langt ja für drümal.» Ich erklärte, dass allein die Zugfahrt 15 Franken koste und dass ich auch etwas essen müsse. Das wären dann nochmals 15 Franken. So schnell ist das Geld aufgebraucht.
Meine Grossmutter gab zu, dass alles viel teurer geworden sei und man ja «nienets meh hii chunnt demit». Tatsächlich, früher war alles viel billiger – mir war gar nicht bewusst, wie viel billiger: Vor 50 Jahren konnte man, laut meiner Grossmutter, am Kiosk ein Coci-Fröschli für fünf Rappen kaufen. Heutzutage sieht das schon anders aus. Ein Coci-Fröschli erhält man sicher nicht für weniger als 80 Rappen. Dafür gibt es diese Schleckerei heute mit grosser Wahrscheinlichkeit auch noch in der Vegan-bio-Variante, die dann wohl nicht unter 2.50 Franken das Stück zu haben ist.
Das meine ich natürlich nicht ernst, aber trotzdem: Ich frage mich, beeinflusst das Steigen der Preise auch unseren Umgang mit Geld? Fünfzig Rappen sind heute in den Augen vieler fast nichts mehr wert. – Tatsächlich kann man sich dafür nicht mal mehr ein Coci-Fröschli kaufen.
Aber es stimmt, wir Jungen gehen teilweise nicht gerade vorbildlich mit unserem Geld um. «Das sind ja nur 30 Franken», höre ich nicht selten. Zu unserer Verteidigung: 30 Franken reichen nur gerade für zwölf Coci-Fröschli, es müssen nämlich
unbedingt die bio-hipster-veganen sein, versteht sich.•

Alle bisher von Aline erschienen Kolumnen:

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