Klassik für Kinder
Der Grossvater Profimusiker, der Enkel Schüler einer zweiten Klasse: Das Projekt «Mittendrin» des Tonhalle-Orchesters Zürich bringt die familiäre Beziehung zum Klingen.
Von Geraldine Capaul (Text) und Mirjam Graf (Fotos)

«Mischa kenn ich», sagt Johannes Gürth. «Er ist ab und zu bei uns zu Hause.» Die zweite Klasse von Severin Altherr in Zürich kichert. Mischa ist nämlich der Enkel von Johannes. Und Johannes ist auf Klassenbesuch. Aber nicht in seiner Rolle als Grossvater, sondern als Bratschist vom Tonhalle-Orchester Zürich.
Damit sind wir mittendrin im Projekt «Mittendrin», welches das Tonhalle-Orchester Zürich jährlich ausschreibt. Bewerben dürfen sich alle Zürcher Schulklassen. Ob sie einen der Workshop-Plätze bekommen, ist Glücksache. Mischas Klasse hatte beim 25. Jubiläum dieses Glück: An vier Tagen bekommt sie eine Einführung in verschiedene Instrumente und in die Welt der professionellen Orchester. Das Finale: Ein öffentliches, kostenloses Konzert, bei dem die Kinder singen und dabei von den Musiker:innen begleitet werden.
Beim Klassenbesuch präsentiert Johannes sein Instrument. Er spielt vor, zeichnet an die Wandtafel und er erzählt: «Als Mischa ein Kleinkind war, hat er eine Geige wie ein Cello gehalten. Warum auch nicht?!» Die Klasse ist konzentriert bei der Sache, aufgeregt und freudig. Die Kinder strecken auf, klatschen mit, singen. Musik verbindet, auch Generationen.
Im zweiten Teil des Projekts darf die Klasse Workshops in der Tonhalle Zürich besuchen. Zusammen mit den anderen ausgewählten Klassen schwirren die Kinder durch das Gebäude. In kleinen Gruppen probieren sie Oboe, Schlaginstrumente, Querflöte, Cello und Co. aus und greifen zum Dirigierstock. Wie Harry Potters Zauberstab schafft dieser Magisches!
Die Kinder laufen von Raum zu Raum. Mittendrin Mischa und sein Grossvater Johannes. Hat der Enkel die Musikalität geerbt? «Er hat ein sehr gutes Gehör», sagt Johannes. «Die Melodie von ‹Star Wars› singt er einwandfrei. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er später etwas mit Musik macht.» Freude daran zeigen er und seine Gspändli auf jeden Fall. Und das ist ja die Hauptsache.•



















