Aline (16) erzählt, wie die unendliche Verfügbarkeit von Filmen und Serien auf der Streaming-Plattform Netflix zur Falle werden kann.
Eines der grössten Probleme von uns Jungen ist Netflix. Oder sollte ich eher sagen die Netflix-Falle? Doch zuerst, was ist Netflix überhaupt? Netflix ist eine Onlinevideothek, bei der man nicht pro Film oder Serie bezahlt, sondern monatlich einen fixen Betrag. Dann stehen Unmengen von Filmen und Serien zur Wahl. Die Nutzung von Netflix ist in den letzten zwei Jahren gestiegen. Und es werden sogar eigens für Netflix Serien und Filme produziert. Einen Netflix-Account zu besitzen, ist praktisch selbstverständlich geworden. Oder wenigstens das Passwort für den Account eines Freundes zu kennen, denn es können sich bis zu fünf Personen gleichzeitig einloggen und Filme streamen. Warum ist Netflix nun ein Problem für uns Jugendliche? Das Problem an der ganzen Sache ist, dass wir Netflix oft als Fluchtort benutzen. Da die Filme rund um die Uhr verfügbar sind, verbringen viele Jugendliche schon alleine deshalb sehr viel Zeit auf Netflix. So kommen wir gar nicht in die Situation, dass uns einmal wirklich langweilig werden kann. Netflix schauen kann man immer. Viele lassen beispielsweise oft Netflix in einem separaten Fenster auf dem PC nebenher laufen, damit ihnen ja nicht langweilig werden kann. Hauptsache konsumieren, könnte man sagen, obwohl man wohl eher von «sich berieseln lassen» sprechen muss. Und genau das ist die Falle daran: Netflix bietet einem die Möglichkeit, zu flüchten, dabei wissen wir noch nicht einmal richtig, wovor wir flüchten, weil wir wegen Netflix ja keine Gelegenheit haben, uns mit der Langeweile auseinanderzusetzen.
Ich finde es legitim, dass man ab und zu in die Filmwelt flüchten kann, das soll dann aber bewusst stattfinden. Einen Film mit ganzer Aufmerksamkeit zu schauen, macht mich glücklicher, als wenn ich dies nur halbherzig und nebenbei mache. Schlussendlich geht alles besser, wenn man es mit ganzer Aufmerksamkeit tut, anstatt sieben verschiedene Dinge miteinander und nur halb zu geniessen. – Jetzt klinge ich schon fast wie eine Grossmutter, die Lebensratschläge erteilt. •