Wer: M. B., 69, 3 Enkelkinder Wofür: malreden.ch Funktion: Gesprächspartnerin am Telefon

Danke, dass Sie mir zugehört haben. Diesen Satz höre ich oft am Ende eines Telefonats. Und genau darum geht es bei malreden. malreden gibt Seniorinnen und Senioren die Möglichkeit, sich mit einem Gegenüber telefonisch auszutauschen und ein wenig Alltag zu teilen. Das Bedürfnis haben je länger je mehr Leute. Es gibt viele Menschen, die niemanden haben und oft tagelang mit niemandem sprechen. Aber jeder verdient es, dass man ihm zuhört. Wenn man sich verstanden fühlt, ist das eine wohltuende, tiefgreifende Erfahrung.
Drei Stunden pro Woche bin ich für malreden telefonisch im Einsatz, tagsüber, es gibt keinen Nachtdienst. Mich interessieren Menschen, ich höre gern zu – und kann das auch gut. Beruflich war ich viele Jahre in einer Arztpraxis tätig und habe erlebt, wie viel Zuhören zum Genesen beiträgt. Nebst malreden ist auch Sterbebegleitung ein Teil meiner freiwilligen Arbeit. Singen ist meine Leidenschaft und gibt mir die nötige Kraft, für andere da zu sein. Durch meine Arbeit in der Praxis wie auch durch meine privaten Engagements wurde mir bewusst, wie dringend es ist, dass wir einander zuhören und uns ernst nehmen. So bin ich zu malreden gekommen. Regelmässige Supervisionen und Weiterbildungen bei malreden unterstützen sehr bei den Gesprächen. Ausserdem ist der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen von malreden wertvoll.
Die Gespräche sind anonym und kostenlos. Einige Anruferinnen und Anrufer wollen von ihrem Alltag erzählen, was sie am Morgen gemacht und zum Zmittag gegessen haben. Manche sind verzweifelt und haben schwerwiegende Probleme. Da frage ich jeweils bald: Haben Sie Hilfe? Übersteigt das Gespräch unsere Kompetenzen, leiten wir an Fachstellen weiter. malreden ist kein Krisentelefon und wir haben auch keinen Beratungsauftrag. Auch wenn es teilweise traurige Gespräche sind und ich sehr sensibel bin: Wenn das Telefonat beendet ist, kann ich wieder abschalten. Ich gebe alles während des Gesprächs, nehme die Menschen sehr ernst, aber danach lege ich das zur Seite. Ich habe meine Methode gefunden, wie ich das Gehörte abgeben kann. Das finde ich tröstlich. Im Privaten ist das anders. Da gehen mir Schicksalsschläge sehr nahe.
Ein Gespräch bei malreden sollte zirka 20 Minuten dauern. Das einzuhalten und den Anrufenden zu verstehen geben, dass man nun zu einem Ende kommt, ist schwierig. Die Gespräche verlaufen ganz unterschiedlich. Einige reden durch wie ein Wasserfall. Andere wiederum fragen zurück und wir plaudern zusammen. Es tut ihnen gut zu hören, dass man sie versteht, denn das verschafft Erleichterung. Nach einem 20-minütigen Gespräch bin ich nicht erschöpft, auch wenn es vielleicht inhaltlich intensiv war. Drei Stunden am Telefon sind dann jedoch auch für mich genug.
Für mich ist dieses Engagement sinnvoll und gibt mir viel. Besonders befriedigend ist es, wenn jemand bedrückt anruft und wir am Ende des Telefonats zusammen lachen können. ~cap
Unter der Gratisnummer 0800 890 890 sind schweizweit Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner täglich von 9–20 Uhr für ein Gespräch erreichbar, anonym und vertraulich. malreden wird vom gemeinnützigen Verein Silbernetz Schweiz geführt und richtet sich an Menschen ab 60.