Juli meint: Die Jugend ist einzigartig
Kolumne aus dem Grosseltern-Magazin 3/25

Letztens mussten wir in der Schule eine Erörterung darüber schreiben, ob die Jugend eine beneidenswerte Zeit ist oder nicht. Ein berühmter Schriftsteller argumentierte, dass um die Jugend ein viel zu grosser Kult betrieben werde. Man sei doch bloss leicht beeinflussbar, unsicher und unseriös. Unsere Aufgabe war es, dagegen zu argumentieren – also zu erklären, warum die Jugend trotzdem eine besondere und wertvolle Zeit ist.
Es gibt doch sehr viele Erwachsene, die der Jugend nachtrauern. Ich glaube aber, dass diese Zeit im Rückblick oft romantisiert wird. Man neigt dazu, sich später nur an die Leichtigkeit, Freiheit und Energie zu erinnern – und vergisst dabei schnell die Unsicherheiten, Selbstzweifel und die ständigen Veränderungen, die einen in dieser Lebensphase begleiten. Es ist nämlich keineswegs eine durchgehend einfache Zeit.
Und trotzdem ist die Jugend etwas Einzigartiges. Man trägt noch keine grossen, dauerhaften Verpflichtungen auf den Schultern, hat Raum zum Ausprobieren, und der Lebensweg ist – zumindest gefühlt – noch nicht festgelegt. Es ist eine Zeit voller Aufbruch, in der fast alles möglich scheint. Natürlich macht man Fehler, trifft manchmal auch richtig dumme Entscheidungen, die man später bereut. Aber genau das gehört doch zum Prozess des Erwachsenwerdens dazu. Man lernt, wer man ist, wer man sein möchte – und vor allem: wer man nicht sein will.
„Auch viele Erwachsene treffen fragwürdige Entscheidungen, lassen sich beeinflussen oder verhalten sich irrational. Fehler zu machen ist ein Teil des Menschseins – in jedem Alter.“
Ausserdem finde ich es unfair, solche Unsicherheiten ausschliesslich der Jugend zuzuschreiben. Auch viele Erwachsene treffen fragwürdige Entscheidungen, lassen sich beeinflussen oder verhalten sich irrational. Fehler zu machen ist ein Teil des Menschseins – in jedem Alter.
Gerade deshalb ist es so wichtig, Jugendlichen mit mehr Respekt, Verständnis und Wohlwollen zu begegnen. Statt sie von oben herab zu bewerten oder abzutun, sollten wir anerkennen, wie viel Mut es braucht, sich selbst zu finden in einer Welt, die einem ständig sagt, wer man sein soll. Vielleicht ist die Jugend also nicht perfekt – aber gerade deshalb so wertvoll.
FOMO – Warum ich ständig Angst habe, etwas zu verpassen
Kolumne aus dem Grosseltern-Magazin 2/25
Wenn nach einer langen Woche endlich Freitagabend ist, stehe ich immer vor einer Entscheidung: Gehe ich aus und treffe mich mit Freund:innen oder bleibe ich zu Hause? Eigentlich bin ich oft erschöpft und könnte dringend eine Pause gebrauchen. Trotzdem entscheide ich mich meistens fürs Ausgehen. Ich weiss, dass es manchmal klüger wäre, einfach zu Hause zu bleiben – aber so richtig entspannen kann ich mich dann doch nicht. Denn ein Gedanke lässt mich nicht los: Ich verpasse gerade etwas.

„Es ist dieses unangenehme Gefühl, dass andere gerade eine tolle Zeit haben – und man selbst nicht dabei ist.“
Dieses Gefühl hat einen Namen: FOMO – «Fear of Missing Out», also die Angst, etwas zu verpassen. Es ist dieses unangenehme Gefühl, dass andere gerade eine tolle Zeit haben – und man selbst nicht dabei ist. Durch soziale Medien wurde das noch verstärkt. Früher wusste man nicht genau, was andere gerade machen. Heute genügt ein Blick auf Instagram oder Snapchat, und ich sehe in Echtzeit, wer wo unterwegs ist. Jede Story, jeder Post zeigt mir das, was ich nicht erlebt habe.
Ich weiss, dass ich nicht die Einzige mit diesen Gedanken bin. Ich habe mit meinen Freund:innen darüber gesprochen, und den meisten geht es genauso. Trotzdem versuche ich, mir ein paar Dinge bewusst zu machen, die mir helfen.
Erstens: Ich sehe nur die Leute, die gerade etwas Cooles erleben – aber nicht die vielen anderen, die genauso zu Hause sitzen wie ich. Niemand postet, wenn er einfach nur auf der Couch liegt.
Zweitens: Man muss nicht immer überall dabei sein. Irgendwann nimmt das sogar den Spass weg. Ich sollte ausgehen, wenn ich wirklich Lust darauf habe – nicht nur aus Angst, etwas zu verpassen. Denn wenn ich mich eigentlich nicht danach fühle, wird der Abend sowieso meistens nichts.
Obwohl ich das alles weiss, lasse ich mich immer noch zu oft von FOMO beeinflussen. Und wenn ich dann am nächsten Tag total müde bin, bereue ich es oft, nicht einfach zu Hause geblieben zu sein und mich ein bisschen erholt zu haben.
Was wollen wir wirklich ?
Kolumne aus dem Grosseltern-Magazin 1/25

Jedes Jahr Ende November findet der Black Friday statt, eine ursprünglich amerikanische Tradition, die sich weltweit durchgesetzt hat. Sie zieht Millionen von Menschen an, die günstigere Produkte ergattern wollen. Kleider und elektronische Geräte werden stark runtergesetzt, was natürlich sehr verlockend ist. Das macht es schwer, dem Reiz des Black Friday zu widerstehen. Durch Werbung wird uns vermittelt, dass wir an diesem Tag die besten Angebote des Jahres bekommen und wenn wir jetzt nicht zuschlagen, verpassen wir eine einmalige Gelegenheit. Das löst ein Gefühl der Dringlichkeit aus. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie ich auf diese Art von Werbung und den Black Friday selber reagiere und worin ich eine Problematik sehe.
Es ist nämlich viel Psychologie involviert in diesen Werbestrategien. Das Phänomen des «Fear of Missing Out» (FOMO) wird gezielt verwendet. Wenn wir sehen, dass andere Menschen ebenfalls fleissig einkaufen, entsteht ein sozialer Druck, der uns dazu bewegt, Teil dieses Geschehens sein zu wollen. Ausserdem lassen uns die reduzierten Preise glauben, dass wir tatsächlich Geld sparen, obwohl wir oft Dinge kaufen, die wir gar nicht brauchen. Die ökologischen und sozialen Kosten gehen bei solch attraktiven Preisen aber unter. Das extrem gesteigerte Konsumverhalten ist für die Umwelt natürlich sehr belastend. Mehr Waren zu niedrigen Preis bedeutet meistens auch schlechtere Arbeitsbedingungen und Löhne für die Leute, die sie herstellen.
„Black Friday widerspiegelt unsere Konsumgesellschaft sehr gut. Er zeigt, wie geschickt wir dazu verleitet werden, mehr zu konsumieren, und wie wir jedes Jahr wieder mitmachen.“
Diese Konsumperiode erstreckt sich bis Weihnachten. Ich frage mich jedoch: Hinterlässt der Kaufrausch und das Ergattern von billigen Produkten wirklich ein Gefühl der Zufriedenheit? Mich reut es oft um das Geld, das ich impulsiv für heruntergesetzte Produkte ausgegeben habe. Langfristig ist man eben doch nicht wirklich befriedigt. Dies führt zu einem Kreislauf des Überkonsums, der weder uns noch der Umwelt guttut.
Black Friday widerspiegelt unsere Konsumgesellschaft sehr gut. Er zeigt, wie geschickt wir dazu verleitet werden, mehr zu konsumieren, und wie wir jedes Jahr wieder mitmachen. Doch er bietet auch eine Chance zur Reflexion. Ich bin der Meinung, man soll sich über den Sinn und die Folgen des Black Friday Gedanken machen. Indem wir unser Konsumverhalten hinterfragen, können wir uns selbst und der Umwelt etwas Gutes tun. Anstatt uns dem Kaufrausch hinzugeben, sollten wir darüber nachdenken, was wir wirklich brauchen und welche Werte wir unterstützen wollen.
Vintage Trend
Kolumne aus dem Grosseltern-Magazin 6/24

Irgendwann entdeckt jede Generation den Charme vergangener Zeiten neu. Von Mode bis Musik – Dinge aus vergangenen Jahrzehnten scheinen zyklisch immer wieder aufzutauchen. Plattenspieler, Filmkameras, Kleider aus den 90ern: «Retro» wird immer cool sein. Vintage hat eine eigene Anziehungskraft, die moderne Trends nur selten bieten.
„Früher waren Trends langlebiger, sowohl in Design als auch in Qualität. Dinge wurden nicht für eine kurze Zeit gemacht, sondern für viele Jahre.“
Aber weshalb verlieben wir uns so in Stücke aus einer Zeit, die wir gar nie erlebt haben? Zum einen sind Vintage-Stücke zeitlos. Heutzutage halten Trends selten länger als ein paar Wochen. Durch Apps wie TikTok gibt es jede Woche wieder neue Dinge, über die dann alle Bescheid wissen. Das kann eine bestimmte Video-Referenz sein, ein Lied, ein Wort, ein Kleidungsstück … Früher waren Trends langlebiger, sowohl in Design als auch in Qualität. Dinge wurden nicht für eine kurze Zeit gemacht, sondern für viele Jahre. Dieses Gefühl der Beständigkeit spricht uns heute an, vielleicht weil wir in einer Zeit leben, in der fast alles schnell- und kurzlebig erscheint. Ich denke, Vintage vermittelt Stabilität, und es ist, als würden wir ein kleines Stück der Vergangenheit festhalten, das uns Sicherheit gibt.
Manchmal wünsche ich mir, ich hätte frühere Zeiten miterleben dürfen. Wenn ich mir zum Beispiel einen Film aus den 2000ern anschaue, stelle ich mir gern vor, in dieser Zeit aufgewachsen zu sein. Indem man sich ab und zu etwas vintage kleidet, alte Musik hört oder mal zur Abwechslung mit einer analogen Kamera anstatt mit dem Handy fotografiert, holt man diese Zeiten zumindest ein bisschen zu sich. Es gibt uns das Gefühl, dass wir an etwas Grösserem teilhaben können, an einem Stil und einer Ästhetik, die Generationen überdauert.

Fotos zum Fühlen
Kolumne aus dem Grosseltern-Magazin 5/24
Oft, wenn ich mich an einem schönen Ort oder in einem schönen Moment auffinde, verspüre ich den Drang, mein Handy herauszuholen und ein Foto oder ein Video zu machen. Damit bin ich definitiv nicht alleine. In meinem Freundeskreis ist es sehr wichtig, gute Fotos zu machen. Einzelne haben sogar immer eine kleine digitale Kamera dabei, um den Fotos noch einen Vintage-Look zu geben. Ich habe auf meinem Handy fast 15 000 Fotos, obwohl ich regelmässig welche lösche, während meine Eltern nur etwa 3000 haben. Ich glaube also, dass das eher bei den Jüngeren ein Thema ist. Doch weshalb verspüren wir den Drang, ständig zu fotografieren? Wieso mache ich bei Konzerten etliche Videos (und singe dabei extra nicht mit, damit man dann meinen schrägen Gesang nicht im Video hört), anstatt einfach den Moment zu geniessen?
„Sie sind wie kleine Zeitkapseln, die mich wieder zurück in schöne Momente versetzen.“
Ich glaube, dafür gibt es eine einfache Erklärung. Ich erwische mich oft dabei, wie ich meine Fotos durchscrolle und leicht nostalgisch werde. Sie sind wie kleine Zeitkapseln, die mich wieder zurück in schöne Momente versetzen. Besonders in schwierigen Zeiten können solche Bilder aufheitern. Wenn wir Fotos machen, ist das wie ein Versuch, ein Erlebnis für immer festzuhalten, damit man es ja nie vergisst.
Ich habe jedoch mal gehört, dass man schöne Momente paradoxerweise schneller vergisst, wenn man sie fotografiert. Und da ist tatsächlich was dran. Sobald wir auf den Auslöser drücken, verlassen wir uns darauf, dass die Kamera oder das Handy das Erlebnis für uns festhalten, und konzentrieren uns weniger selber darauf. Das kann dazu führen, dass es uns kürzer in Erinnerung bleibt.
Fotos erlauben uns jedoch, solche Erlebnisse später wieder aufleben zu lassen, wenn man sie anschaut. Es ist also schwer zu sagen, ob man jetzt besser weniger Fotos machen oder weiterhin alles fotografieren soll. Ich versuche zumindest, schönen Momenten viel Aufmerksamkeit zu schenken und mir auch das Gefühl zu merken, dass ich währenddessen verspürt habe, bevor ich ein Foto mache.
Bildungsweg
Kolumne aus dem Grosseltern-Magazin 4/24

Als Schülerin, die sich für den Weg der weiterführenden Schule entschieden hat, sehe ich täglich die Vor- und Nachteile dieser Wahl im Vergleich zur Lehre. Der Hauptgrund für meine Entscheidung lag einerseits in meiner Freude am Lernen und der Schule – und andererseits schlichtweg darin, dass ich noch keine Ahnung hatte, auf welchen Beruf ich mich für die kommenden vier Jahre festlegen könnte. Ich finde, diese Entscheidung ist für 14- oder 15-Jährige sehr schwer. Man kann sich in vier Jahren so sehr verändern und ich kann mir nicht vorstellen, so lange einen Beruf auszuüben, für den ich mich in der neunten Klasse entschieden habe. Viele meiner Freund:innen wussten jedoch schon sehr früh, was sie werden wollten, und machen entsprechend eine Lehre.
„Die Schule bietet mir die Chance, herauszufinden, was mich wirklich interessiert.“
Während diese Freund:innen bereits praktische Erfahrungen sammeln und Geld verdienen, vertiefe ich mich in verschiedene Fächer. Die Schule bietet mir die Chance, herauszufinden, was mich wirklich interessiert. Diese vier Jahre geben mir Zeit, mich selber besser kennenzulernen und meine Interessen herauszufinden.
Natürlich hat dieser Weg auch seine Herausforderungen. Der spätere Berufseinstieg bedeutet, dass ich länger auf finanzielle Unabhängigkeit warten muss. Zudem ist der hohe theoretische Anteil manchmal weniger spannend als das praktische Arbeiten in einer Lehre. Trotzdem bin ich überzeugt, dass die weiterführende Schule für mich der richtige Weg war.
Ich bin jedoch sehr froh, dass das Schweizer Schulsystem uns beide Möglichkeiten gibt. Für mich mag es die richtige Entscheidung sein, doch für viele ist es keine Option, nach bereits neun Jahren weitere vier zur Schule zu gehen. Es ist spannend zu sehen, wie meine Freund:innen unterschiedliche Wege einschlagen und ich bin gespannt, wie’s weitergeht mit uns.
Eigene Werte
Kolumne aus dem Grosseltern-Magazin 3/24

Meistens werden einem in der Kindheit von den Eltern gewisse Werte und Überzeugungen vermittelt – bewusst oder unbewusst. Diese werden innerlich abgespeichert und man orientiert sich weiterhin daran.
Auch ich habe die politischen Ansichten meiner Eltern mehr oder weniger genauso übernommen. Doch sobald man ein bisschen älter wird und sich auch im Freundeskreis über Politik oder das Weltgeschehen unterhält, wird man mit anderen Ansichten konfrontiert. Spätestens sobald man ein Handy bekommt und Zugang zu Social Media erhält, wird einem die Vielfalt der Meinungen bewusst.
„Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass auch andere «Bubbles» existieren – dass es Menschen gibt, die mit ganz anderen Werten und Überzeugungen aufgewachsen sind.“
Für mich war das eine besondere Erfahrung. Bisher hatte ich in einer Art «Bubble» gelebt, in der alle mehr oder weniger die gleichen Meinungen teilten. Man umgibt sich ja logischerweise mit Leuten, die ähnlich oder zumindest nicht allzu unterschiedlich denken. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass auch andere «Bubbles» existieren – dass es Menschen gibt, die mit ganz anderen Werten und Überzeugungen aufgewachsen sind.
Plötzlich wird man verunsichert. Auf Social Media begegnet man Menschen, die völlig anderer Meinung sind als man selbst. Das führt dazu, dass man beginnt, die eigenen Ansichten zu hinterfragen. Bin ich dieser Meinung, weil sie richtig ist, oder weil ich nichts anderes kannte?
Für mich war dieser Gedankengang sehr wichtig. Hätte ich dieselben politischen Ansichten, wenn meine Eltern ganz andere hätten? Denke ich so, weil meine Eltern so denken oder weil ich es selbst für richtig halte? Ich glaube, es ist wichtig, sich irgendwann von den Ansichten der Eltern zu lösen und unabhängig von ihnen selbst herauszufinden, was man für richtig hält. Auch wenn meine Ansichten oft mit denen meiner Eltern übereinstimmen, versuche ich, sie bewusst zu hinterfragen.
Pura Vida
Kolumne aus dem Grosseltern-Magazin 2/24
Ich bin gerade für fünf Monate in Costa Rica, um Spanisch zu lernen. Mir sind einige Dinge klar geworden und ich habe schon vieles über die Unterschiede der zwei Kulturen gelernt. Gerne erzähle ich ein bisschen von meinen «Erkenntnissen».

Mich hat zum einen extrem beeindruckt, wie ich hier aufgenommen wurde. Meine Mitschüler:innen sind so interessiert an mir und meiner Kultur. Sie sind freundlich und offen und freuen sich darüber, mir Costa Rica zeigen zu können. Ich war positiv überrascht, wie herzlich ich hier empfangen wurde. Man sieht mir klar an, dass ich nicht von hier bin und mein Spanisch ist noch sehr fragwürdig, doch ich werde trotzdem – oder sogar speziell deswegen – unter die Fittiche genommen und sofort in alles mit einbezogen. Ich finde, das ist die einzig richtige Art, wie man Leute aus anderen Kulturen empfangen sollte.
Ich habe das Gefühl, wenn man in die Schweiz kommt und praktisch kein Deutsch spricht, ist es um einiges schwieriger als für mich hier. Man wird nicht mit derselben Hilfsbereitschaft willkommen geheissen. Oft reagiert man mit Skepsis und Misstrauen.
Ich habe hier gelernt, wie wichtig und wie schön kultureller Austausch sein kann. Ich lerne so viel über die Kultur dieses Landes und die Leute wollen im Gegenzug auch etwas über die Schweiz lernen. Ich erzähle so gerne und die Leute hören mir interessiert zu.
Ich finde, man sollte auch in der Schweiz etwas offener sein. Ein bisschen offener anderen Kulturen und Sprachen gegenüber, ein bisschen herzlicher. Oft funktioniert das schon sehr gut.
„Es ist eine Lebenseinstellung, die ich sehr schön finde. Man schätzt wert, was man hat, auch wenn es nicht viel ist.“
Die Leute hier gebrauchen einen bestimmten Ausdruck sehr häufig: Pura Vida. Übersetzt heisst das: «pures Leben» oder «reines Leben». Es wird als Begrüssung verwendet, als Verabschiedung, als Antwort auf «Wie geht’s?» und noch vieles mehr. Es drückt aus, dass man sich nicht beklagt und das Leben geniesst. Es ist eine Lebenseinstellung, die ich sehr schön finde. Man schätzt wert, was man hat, auch wenn es nicht viel ist. Wenn ich zurückkomme, werde ich die Schweiz und alle unsere Privilegien so sehr mehr schätzen.
Einen Semester- oder sogar einen Jahres-Sprachaufenthalt zu machen, ist in meinem Umkreis sehr beliebt. Viele meiner Freund:innen sind momentan in allen möglichen Ländern der Welt. Ich freue mich, wenn wir alle zurückkommen und über das Leben in ganz anderen Kulturen erzählen können.
Jugendsprache
Kolumne aus dem Grosseltern-Magazin 1/24

Vor Kurzem unterhielt ich mich mit meinen Verwandten über Jugendwörter und sie meinten, ich würde ja selbst gar keine Jugendwörter benutzen. Sie verstünden immerhin alles, was ich sage. Das hat mich zum Nachdenken gebracht, denn das stimmt eigentlich überhaupt nicht. Ich benutze sogar sehr viele Jugendwörter. Ich hatte beispielsweise heute eine Konversation mit einer Freundin, die für Aussenstehende kaum zu verstehen ist. Wir benutzen nicht nur sehr viele Jugendwörter, sondern machen auch Anspielungen auf «Insiderwitze», die nur wir verstehen. In der Zeit, in der wir uns kennen, haben wir sozusagen unsere eigene kleine Sprache ausgearbeitet. Mein Sprachgebrauch mit dieser Freundin ist also ganz anders als mit erwachsenen Personen.
Ich denke, das Konzept der Jugendsprache funktioniert ähnlich. Sie ist eine Mischung aus der schlichtweg lässigen Art, in der Jugendliche miteinander kommunizieren, und Begriffen aus den sozialen Medien, Referenzen aus Filmen, Serien oder Liedern. Trends kommen und gehen, schleichen sich in unseren Sprachgebrauch ein und verschwinden nach kurzer Zeit wieder. Es gibt jedoch auch Wörter, die sich so hartnäckig in unserem Wortschatz festgesetzt haben, dass sie bleiben.
„Es ist wie eine Art Geheimsprache, die nicht alle verstehen können.“
Ich denke, der Sinn hinter der Jugendsprache ist es, sich von den Älteren abzusetzen. Es ist wie eine Art Geheimsprache, die nicht alle verstehen können. Ein Teil der Gruppe zu sein, die diese Sprache versteht, ist schön. Wie gesagt, die Jugendsprache verändert sich ständig. Wenn man sie richtig anwenden will, muss man ständig auf dem neusten Stand sein, ansonsten sind die Wörter, die man benutzt, schon wieder «out» und man wird komisch angeschaut. Also: Stay woke, sonst riskiert ihr einen side-eye.