Diese Frage erhielt eine Leserin von ihrem 5-jährigen Enkel nach dem Tod seines Grossvaters.
Vielleicht wurde ihm gesagt, dass Opa gestorben war, weil er alt war. Und da Kinder, so klein sie auch sein mögen, schon eine gewisse Logik mitbringen, schloss der Bub aus seinen Informationen, dass auch andere Menschen, die er lieb hat und die alt sind, sterben könnten, z. B. das Grossmami. Doch das möchte er nun wirklich nicht! In seiner Frage klingt die Hoffnung auf eine Verneinung an, zugleich aber auch das bange Gefühl, dass Grosi seine Vermutung bestätigen könnte. Ja, auch sie sei alt und würde folglich sterben, wie der Opa. Auch sie würde ihm dann fehlen und er würde traurig sein.
Können wir einem Fünfjährigen solche harten Wahrheiten zumuten? Sollten wir es mit Beschwichtigen versuchen, indem wir zwar bejahen, dann aber sagen, dass man noch gar nicht so alt sei?
Ich rate dringend zur absoluten (wenn auch nicht immer zur ganzen) Wahrheit, selbst wenn wir Erwachsenen mit dem Thema Tod und Sterben vielleicht Mühe haben. Wir wissen um die Schwere des Themas, das Kind aber ist erst am Anfang des Verstehens der faktischen und emotionalen Zusammenhänge. Da es den Gefühlen des Kindes Rechnung zu tragen gilt, reicht eine zwar wahre, aber rein sachliche Reaktion nicht aus. Deshalb könnte das Grossmami zum Beispiel ganz ohne bekümmerten Ton antworten: Ja, ich bin auch schon ziemlich alt. Aber weisst du, ich möchte noch ganz lange dein Grosi sein und dich umarmen können – und das Kind dazu natürlich gleich auch fröhlich (!) in den Arm nehmen. Wenn vom Kind vorläufig keine weiteren Fragen kommen, könnte Grosi jetzt vielleicht den Spiess noch umdrehen und gleich selber mal eine Frage stellen: Sag mal, wie alt bist du eigentlich? Was? Schon fünf Jahre?! Wann ist man eigentlich alt? Und schon sind die beiden fröhlich am Philosophieren bis zur nächsten grossen Frage.

Die Philosophie-Pädagogin Eva Zoller Morf hat vor über 30 Jahren das Philosophieren mit Kindern entdeckt und in der Schweiz in Büchern und auf kinderphilosophie.ch publik gemacht.
Als Grossmutter freut sie sich nun über die kleinen Philosophen in ihrem Leben. Ihr aktueller Elternratgeber heisst «Selber denken macht schlau – Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen» und ist bei Zytglogge erschienen. Gerne nimmt sie auch Ihre Kinder­fragen entgegen:
redaktion@grosseltern-magazin.ch

2 Gedanken zu „

  • Ich hatte schon sehr früh graue Haare. Das war für mich kein Problem. Mein damals 3 jähriger Enkel, den ich sehr viel hütete, schaute mich immer wieder sehr besorgt an und endlich stellte er mir seine Frage, die ihn wohl schon lange beschäftigte : Omi, stirbst du jetzt dann ? Er war der Meinung, dass Menschen mit grauen oder weißen Haaren uralt wären und bald sterben würden, und er würde das gar nicht wollen, ohne seine Omi zu sein. Meine Coiffeuse nahm sich des Problems an mit einer adäquaten Tönung, seither ist er zufrieden. Auch heute noch mit seinen inzwischen 18 Jahren findet er, dass sich seine Omi gut gehalten hat, und das freut mich natürlich sehr.

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