Wie ich Ihnen in meiner letzten Kolumne bereits erzählt hatte, müssen wir vielleicht gar nicht zu anderen Sternen reisen, um ausserirdisches Leben zu finden – es gibt Welten in unserem eigenen Sonnensystem, auf denen sich das Leben möglicherweise unabhängig von der Erde entwickelt hat. Am interessantesten sind dabei zwei Monde des Saturn, Enceladus und Titan. Weit entfernt von der Sonne, hat die Oberfläche von Enceladus eine Temperatur von minus 200 Grad Celsius und ist vollständig von einer dicken Eisschicht bedeckt. Unter diesem Eis liegt jedoch ein riesiger Ozean aus Wasser, der durch die Hitze im Kern des Mondes warm gehalten wird – genau wie der flüssige, heisse Kern der Erde. Raumsonden haben Bilder davon
eingefangen, wie das Wasser durch riesige Risse im Eis auf der Oberfläche von Enceladus in Fontänen herausbricht. Wenn wir eine Kamera in diesen Ozean schicken wollen, müssten wir leider eine 20 Kilometer dicke Eisschicht durchbohren – das ist tiefer als jedes Loch, das je auf der Erde gegraben wurde! Es gibt jedoch Pläne, eine Robotersonde auf der Oberfläche zu landen, um Proben des Eises zu entnehmen, das einst Teil der Ozeane darunter war.
Titan ist auch sehr kalt, hat aber eine Atmosphäre aus Methangas, sodass wir seine Oberfläche mit unseren Teleskopen nicht sehen können. Als die NASA 2005 eine Sonde startete, die auf Titan landete, waren Wissenschaftler überrascht, dort Ozeane und Flüsse vorzufinden. Aber nicht aus Wasser – dazu ist es viel zu kalt. Es sind Flüsse aus flüssigem Ethan und Methan – auf Titan regnet es buchstäblich Alkohol! Allfälliges Leben auf Titan hätte sich daher mit einer ganz anderen Biologie als auf unserer Erde entwickelt – mit flüssigem Ethan anstelle von Wasser, Körpern aus Silizium anstelle von Kohlenstoff, und statt Sauerstoff würde es möglicherweise Wasserstoff atmen. Solche Ausserirdischen wären niemals eine Bedrohung für die Erde; Silizium ist so reaktiv, dass sie explodieren würden, wenn man sie mit Wasser bewärfe!
Mars ist ein faszinierender Planet, auf dem möglicherweise auch Leben existiert. Vor langer Zeit hatte Mars eine Atmosphäre mit Wolken, Flüssen und Ozeanen aus Wasser. Es war dort wohl ganz ähnlich wie auf der Erde.
Im Laufe der Zeit verlor Mars allerdings seine Atmosphäre und das Wasser auf seiner Oberfläche und wurde für allfälliges Leben immer unwirtlicher. In jüngster Zeit haben Wissenschaftler aber unterirdische Seen entdeckt, in denen möglicher­weise noch Leben existiert. Derzeit suchen Robotersonden auf dem Mars nach Lebenszeichen. In den nächsten zehn Jahren wird die Europäische Weltraumorganisation zusammen mit der NASA versuchen, Proben vom Marsboden zu sammeln und sie zur Untersuchung auf Mikroben auf die Erde zurückzubringen. Es wäre aber auch faszinierend, diese unterirdischen Seen zu erkunden und zu sehen, ob in ihnen Marsfische schwimmen!


Ben Moore ist Professor für Astrophysik, Autor, Musiker und Direktor des Zentrums für Theoretische Astrophysik und Kosmologie an der Universität
Zürich. Er mag es, die grossen Fragen so zu beantworten, dass es auch Kinder und Menschen ohne Universitätsabschluss verstehen.