
Die Grossmutter und Lioba (9) bestaunen Felsmalereien im Museum Rietberg. Genauer gesagt, handelt es sich um abgemalte Bilder von Felsmalereien. Sie wurden vor 100 Jahren angefertigt auf den Expeditionen des deutschen Ethnologen Leo Frobenius.
Dieser Autodidakt mit steilen Thesen zur Kulturgeschichte und phänomenaler Überzeugungskunst, wenn es um die Finanzierung seiner Expeditionen in alle Welt ging, stellte gerne Frauen zum Kopieren der Felsbilder an. Ja, genau – sie waren billiger, wurden teilweise von ihren begüterten Familien unterstützt. Aber er bot den künstlerisch talentierten Frauen damit auch den Ausbruch aus der engen Welt an, die Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts für sie bereithielt. Neben ihren Malereien gibt es Fotos und Filme, die die Künstlerinnen zeigen, und Lioba und die Grossmutter kommentieren ihre Arbeitskleidung: hier mitten in der Wüste Pumps mit vernünftigen Absätzen und ein kniebedeckender Rock, da, schon etwas angepasster, stehen sie auf der Leiter an den Felsen mit Sandalen und langer Hose. Besonders bewundern sie die Zeichnerin, die ihre Stifte wie in einem Munitionsgurt um den Oberkörper geschlungen trug. So kommt für die beiden der Aspekt der Ausstellung ein wenig zu kurz, der beleuchtet, wie die neolithischen Bilder Maler der Moderne wie Paul Klee oder Jackson Pollock anregten. Dass in der Sahara Schwimmende auf Felsen gemalt wurden, lässt Lioba kalt – klar, weiss sie doch, war mal alles grün dort.•
Kunst der Vorzeit.
Bilder der Frobenius-Expeditionen.
Bis 11.7. Museum Rietberg, 8002 Zürich
Di–So: 10–17 Uhr, Mi 10–20 Uhr
Erwachsene: 14 Franken, Kinder bis 15: gratis
rietberg.ch
Eli Wilhelm (57) testet mit Enkelinnen, befreundeten Kindern und Jugendlichen regelmässig Museen.
museumstester.ch