Sie fragen, unsere Psychologin gibt Antwort. z.B. zum Thema Fluchen

Ein Grossvater (68) fragt: Wir hüten regelmässig unsere Enkelkinder im Schulalter und stören uns zunehmend an deren grober Sprache. Die Kinder fluchen, benutzen grobe Ausdrücke und betiteln sich gegenseitig mit schlimmen Wörtern. Wir haben die Eltern darauf angesprochen. Sie sind der Meinung, das sei eine Phase und normal in dem Alter, wir sollen es einfach ignorieren. Das fällt uns allerdings nicht leicht.

Wenn Ihre Enkelkinder im Schulalter sind, haben sie immerhin die «Bisi-Fudi-Gaggi-Phase» hinter sich gebracht. Zu der Zeit können wir noch davon ausgehen, dass die Kinder einfach herumpröbeln, um herauszufinden, wie weit sie gehen dürfen, bis ihnen sogar die Oma mal Grenzen setzt. Kindern im Schulalter hingegen ist schon viel mehr bewusst, welche Wörter welche Wirkung erzielen. ­Irgendwie spüren sie, dass Kraftausdrücke etwas Verbotenes an sich haben, und dadurch üben sie einen gewissen Reiz aus. Manche Erwachsene ignorieren die oftmals bewusst eingesetzte Provokation in der Hoffnung, es gebe sich von selbst wieder, wie damals, als die Kinder noch klein waren. Andere Erwachsene stören sich so sehr daran, dass sie diese wüsten Ausdrücke nicht dulden. Aus meiner früheren Tätigkeit in einem Heim für erziehungsschwierige männliche Jugendliche weiss ich, dass die Änderung eines unerwünschten Verhaltens nur dann erreicht werden kann, wenn man in seinem Innersten komplett von dem überzeugt ist, was man erreichen will. Dabei ist es keineswegs nötig, den Wunsch laut oder gar aggressiv zu äussern. Damit könnte sogar das Gegenteil erreicht werden. Erforderlich ist vielmehr die tiefe innere Überzeugung und die daraus resultierende mentale Stärke.
Lassen Sie also Ihre Enkelkinder wissen, dass sie in Ihrer Anwesenheit keine beleidigenden oder verletzenden Ausdrücke verwenden sollen. Falls Ihre Enkel dennoch mal wütend sind und Dampf ablassen müssen, könnte ein Raum bestimmt werden, in dem dies möglich ist. Welcher das sein könnte, entscheiden am besten alle miteinander. Eine andere Möglichkeit wäre, die zu verbannenden Wörter aufzuschreiben, sie nochmals erlaubt zu geniessen, um sie anschliessend mit einem dicken Stift zu übermalen. So wäre augenfällig ausgedrückt, dass diese Wörter zumindest in Ihrem Haus von nun an tabu sind. Für dieses Vorgehen wünsche ich Ihnen die nötige temporäre Toleranz beim Aufschreiben und für die anschlies­sende Zeit der Abstinenz die ebenso nötige mentale Stärke.•

Dagmar Schifferli (67) ist Psychologin und Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik, veröffentlicht zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter und drei Enkelkinder.
dagmarschifferli.ch

Haben Sie ebenfalls eine Frage an Dagmar Schifferli? Schichen Sie uns eine Mail an: beratung@grosseltern-magazin.ch
Die Fragen werden anonymisiert.