Jedes Jahr besuchen Schmutzli und der Samichlaus die Kinder in der Schweiz, bestrafen die Unartigen und hinterlassen den braven Kindern ein Geschenksäckli. Irgendwie erscheint es unmöglich, dass die beiden all das in nur einem Tag schaffen, aber ich bin mir da nicht so sicher. Betrachten wir es mal aus einer wissenschaftlichen Perspektive: In der Schweiz leben rund 1,5 Millionen Kinder in einer Million Haushalte auf einer Fläche von 41 285 Quadratkilometern. Ich schätze, dass die durchschnittliche Entfernung zwischen den Häusern etwa 100 Meter beträgt, also müssen Schmutzli und der Samichlaus, um alle Kinder zu besuchen, 100 000 Kilometer zurücklegen. Wenn sie mit einer Geschwindigkeit von 10 Kilometern pro Sekunde unterwegs sind, was übrigens zu schnell ist, um Radarfallen auszulösen, kann die Reise in etwa drei Stunden bewältigt werden, und es bleibt pro Haus mehr als eine Zehntelsekunde übrig, um ungezogene Kinder zu bestrafen oder Geschenke zu verteilen. Das ist ungefähr so schnell wie unsere schnellsten Weltraumraketen, also ist es nicht unvernünftig.
Aber es gibt ein Problem: die Reibung. Die beiden sind etwa so schnell unterwegs wie «Sternschnuppen», Fragmente von Asteroiden und Kometen, die in die Erdatmosphäre eintreten und aufgrund der Reibung mit der Erdatmosphäre hell brennen. Ich kann mir nur vorstellen, dass Schmutzli die Gruppe anführt, um den Samichlaus und seine Träger davor zu schützen, dass sie Feuer fangen – was dann auch das leicht angesengte Aussehen von Schmutzli erklären würde.
Ein anderes Problem ist, dass das Beschleunigen und Abbremsen innerhalb von Sekundenbruchteilen zu g-Kräften von über 10 000 führt. In der Schwerkraft der Erde spüren wir eine g-Kraft von eins. Wenn Sie schon einmal auf der Chilbi waren, haben Sie möglicherweise eine g-Kraft von bis zu 5 erlebt, während Sie auf einem Fahrgeschäft schnell um eine Kurve rasten. Kampfpiloten können mit speziellen Anzügen g-Kräfte bis zu 10 überleben, aber grössere Beschleunigungen sind für uns Menschen sehr gefährlich. Daher muss ich davon ausgehen, dass Schmutzli und der Samichlaus nichtbiologische ausserirdische Lebensformen sind.
Viele dieser Probleme könnten gelöst werden, wenn Schmutzli und Samichlaus in der Zeit zurückreisten. Diese Reisen könnten sie dann gemütlich über das ganze nächste Jahr verteilen und so mit jeder Familie am Samichlaustag so viel Zeit verbringen, wie sie möchten. Es gibt nichts in unseren bekannten physikalischen Gesetzen, das Zeitreisen unmöglich macht, und es würde auch erklären, warum die beiden am selben Tag mehrfach gesichtet werden. Sie müssten jedoch aufpassen, sich nicht selbst in der Vergangenheit zu begegnen und damit die gesamte Zukunft zu verändern. Aber Zeitreisen würden eine Technologie erfordern, die wir nicht haben, also komme ich auch hier wieder zu dem Schluss, dass Schmutzli und Samichlaus ausserirdische Wesen sind.