Topmodel Ronja Furrer erinnert sich an ihre Grosseltern

Weil ihr Grossvater ein Foto von ihr an einen grossen Contest geschickt hatte, wurde Ronja Furrer das, was sie heute ist: eines der wenigen Schweizer Topmodels.

Von Geraldine Capaul (Aufgezeichnet)

«Meine Karriere verdanke ich meinem Grossvater. Und das kam so: Er war Sonntagsblick-Leser. Die Zeitung hat er sich immer am Bahnhofskiosk Solothurn gekauft. Eines Sonntags entdeckte er da ein Foto von Patricia Schmid, die gerade den Elite Model Look Schweiz gewonnen hatte. Er dachte sich: Das wäre doch etwas für Ronja. Kurzerhand schickte er ein Foto von mir ein. Die Aufnahme hatte er selber in unseren Ferien im Tessin gemacht. Ein paar Tage später rief er mich an und sagte: ‹Ronja, wir beide gehen zusammen nach Zürich. Die Organisatoren vom Elite haben dich eingeladen.› Ich wuchs in einem kleinen Dorf im Kanton Solothurn auf, die Reise mit meinem Grossvater war mein erster Ausflug nach Zürich. Sehr aufregend. Ich war 14 Jahre alt und er blieb die ganze Zeit an meiner Seite. Wir sassen zusammen auf einem Bänkli vor dem Büro und warteten.
Der Rest ist Geschichte: Die Chefin der Agentur wollte, dass ich mitmache. Ich wurde Zweite und landete beim internationalen Elite Model Look Contest in den Top 15. Grosse Agenturen wollten mich unter Vertrag nehmen und so ging ich nach Paris und später nach New York. Grosspapi hat mich zu allen Auswahlverfahren der Contests begleitet, einmal mietete er sogar ein Büssli, damit alle mitfahren konnten. Meine Erfahrungen als junges Model mit Eltern und Grosseltern, die vom Business keine Ahnung haben, brachten mich übrigens dazu, nun mein eigenes Modelmanagement zu gründen. Meiner Partnerin Jenny Bachmann und mir ist es sehr wichtig, dass wir die Models und ihre Familien begleiten. Sie können uns alle jederzeit anrufen, wir erklären ihnen, worauf sie achten müssen und was die Verträge bedeuten. Wir haben bewusst nur eine ausgewählte Anzahl Mädchen unter Vertrag, damit wir diesem Anspruch auch gerecht werden können. Obwohl sich meine Grosseltern in der Modewelt absolut nicht auskannten, waren sie sehr stolz auf mich. Sie waren auf alle Enkelkinder stolz. Das war auch bei meinen Eltern so. Im Kreis meiner Familie konnte ich immer ich selber sein. Sie behandelten alle Kinder gleich. Schliesslich ist auch modeln nur ein Job, halt etwas ungewöhnlicher als andere.
Auch abgesehen von der besonderen Geschichte rund um meine Karriere hatte ich eine enge Beziehung zu Grossmami und Grosspapi. Meine Schwestern und ich haben jedes Wochenende bei ihnen übernachtet. Sie hatten sogar einen Pool im Garten! Auch meine Cousinen und Cousins waren oft da. Das habe ich sehr genossen. Meinen Grosseltern war Familie sehr wichtig, sie haben Leute zusammengebracht. So verbrachten wir auch alle Ferien miteinander. Tessin im Sommer, Arosa im Winter. Beide Grosseltern haben sich viel mit uns beschäftigt, mit ihnen durften wir ganz im Moment sein. Wir spielten zusammen Spiele – Grosspapi wollte immer gewinnen und hat manchmal geschummelt –, wir gingen in den Wald oder zeichneten, denn mein Grossvater war Maler mit einem eigenen Geschäft. Er war ehrgeizig und erwartet auch von uns, dass wir uns anstrengten. Ehrgeiz und Durchhaltevermögen, das hab ich von ihm gelernt. Das hilft fürs ganze Leben.
Grossmami leidet mittlerweile an Demenz. Trotzdem freut sie sich jedes Mal, wenn sie mich in einer Zeitung oder in einem Magazin entdeckt und sie ist immer glücklich, wenn ich sie besuche. Mein Grossvater ist leider schon lange gestorben, aber ich bin mir sicher, er sieht, wie es mir geht und was aus mir geworden ist.
Meine Grosseltern sind ein Geschenk, ein grosses Glück. Dinge und Menschen kommen und gehen. Was sie mir aber mitgegeben haben, das bleibt.»•

Ronja Furrer (32) aus Lüterkofen (SO) ist Model. Sie wurde für grosse Modemagazine wie Vogue, GQ, Harper’s Bazaar oder annabelle fotografiert. Sie lief für verschiedene Labels an den Fashionshows und ist unter anderem das Gesicht von Ralph Lauren. Damit gehört sie zu den wenigen Schweizer Topmodels.
Zusammen mit Jenny Bachmann hat Ronja Furrer mit «The Kinship» ihr eigenes Modelmanagement gegründet. Ihr Anliegen: Sie wollen ihren Zöglingen wie grosse Schwestern zur Seite stehen, mit einem guten Coaching und regelmässigem Kontakt mit deren Eltern. Ronja Furrer ist verheiratet
und lebt grösstenteils in New York. thekinship.ch