Wie viele Freunde kann man haben? 

Was haben die drei ???, TKKG und fünf Freunde gemeinsam? Sie sind eine Handvoll von Freunden, die gemeinsam Abenteuer erleben. Eine Handvoll. Es gibt keine Geschichten von 30 Detektiven, 400 Bandenmitgliedern oder 5000 Freunden. Auch Harry Potter, Hermine und Ron sind zu dritt und nicht mit ganz Hogwarts befreundet. Warum ist da so? Weil zu wahrer Freundschaft gehört, dass man sein Leben miteinander teilt. Das zumindest meinte Aristoteles, einer der grossen Philosophen aus dem alten Griechenland vor über 2000 Jahren. Ich bin überzeugt, dass er Recht hat. Genauso wenig wie ich mit beliebig vielen Menschen mein Leben teilen kann, kann ich mit beliebig vielen Menschen befreundet sein. Zum Teilen gehört, dass wir unseren Freunden Geheimnisse anvertrauen, mit ihnen mitfiebern, wenn sie einen grossen Auftritt haben, und bei ihnen die Tränen nicht unterdrücken, wenn es uns einmal schlecht geht. Dafür kommen nicht viele Menschen infrage. Schliesslich posaune ich meine Geheimnisse nicht in die Welt hinaus und stelle mich nicht mitten auf den Bahnhofplatz, wenn ich weinen muss. Zum Teilen gehört es zudem auch, Zeit zu teilen. Da ich aber nicht unendlich viel Zeit habe, kann ich nicht mit jedem gleich viel Zeit verbringen. Nur mit einigen Wenigen kann ich einen geheimen Club gründen oder die beste Waldhütte bauen. Darum: Richtige Freunde kann man vielleicht nur zwei, drei oder vier haben. Mit diesen erlebt man dafür die besten Abenteuer.

Urs Siegfried, Initiator und Leiter des Zürcher Philosophie Festivals, hat erst Geschichte und Betriebswirtschaft studiert, bevor er die Philosophie für sich entdeckte. Fürs Grosseltern-Magazin beantwortet er neu jeden Monat eine philosophische Kinderfrage.