Zucker in der Kinderernährung: Was Grosseltern wissen sollten

„Oma, Opa, ich will Schokolade!“ Diese Forderung seitens der Enkelkinder bleibt den wenigsten Grosseltern erspart. Wieviel Zucker ist in der Kinderernährung zu viel?

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Einige Eltern geben ihren Kindern seit dem ersten Lebensjahr Süssigkeiten wie Eis, während andere Familien eine möglichst zuckerfreie Ernährung verfolgen. Tatsächlich warnen Experten schon lange vor zu viel Zucker in der Kinderernährung. Denn: Zuckerhaltige Lebensmittel machen dick und schaden den Zähnen. In den vergangenen Jahren ist die Zahl aller übergewichtigen Kinder in der Schweiz stark gestiegen. Das BAG bezeichnet fast 20 Prozent als übergewichtig. Dadurch steigt das Risiko für Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ II und Herzkreislaufprobleme. Auch an Karies leiden hierzulande zahlreiche Heranwachsende. Weil zuckerhaltige Ernährung an all diesen Erscheinungen massgeblich beteiligt ist, kommen Grosseltern lieber nicht jeder Forderung nach Süssigkeiten nach.

Wieviel Zucker am Tag darf es sein?

Die beste Ernährungsform für Kinder und Heranwachsende besteht aus gesunden Gerichten aus frischen Zutaten. Leider sind die Kleinen auf kaum etwas so scharf wie auf Süssigkeiten. Von Schoki über Gummibärchen bis hin zu Keksen. Besonders Kinder im Wachstumsschub bekommen gar nicht genug davon. Der Grund für den Heisshunger auf Süsses: Das Gehirn reagiert auf Zuckerkonsum euphorisch. Nährstoffe liefert Zucker an sich nicht. Dafür stellt der Körper aus den „leeren Kohlenhydraten“ Glucose her – einen wichtigen Energielieferanten und Haupttreibstoff. Nichtsdestotrotz empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), höchstens zehn Prozent des täglichen Kalorienbedarfs in Form von Zucker aufzunehmen. Künstlich gesüsste Speisen und Getränke sollten möglichst ganz vom Speiseplan verschwinden. Alternativen sind Lebensmittel mit natürlichem Zucker, wie er beispielsweise in Honig oder Früchten enthalten ist. Laut der Gesundheitsförderung Schweiz sollten Grosseltern ihren Enkelkindern täglich höchstens 30 Gramm zugesetzten Zucker erlauben. In einem Becher Fruchtjoghurt mit Knuspermüsli sind beispielsweise bereits 30 Gramm enthalten.

Vorsicht mit Laktose und Fructose! Milch- und Fruchtzucker sind ab gewisser Menge ebenfalls schädlich. Wer zu viel davon verzehrt, lagert Fett in den Organen ein. Künstlich mit Fructose gesüsste Nahrungsmittel sind daher keine Alternative. Sie enthalten oft umso höhere Zuckermengen und trainieren den Geschmackssinn der Kinder auf süss. Das heisst natürlich nicht, dass Oma und Opa ihren Enkeln kein Obst geben sollten. In Obstsorten enthaltene Fructose ist lediglich gering konzentriert. Bei Äpfeln drohen negative Effekte beispielsweise erst bei etwa einem Kilogramm.

So gelingt zuckerarme Kinderernährung

Als Grosselternteil bemüht man sich darum, Enkelkindern ein Vorbild zu sein und ihnen etwas beizubringen. Vom richtigen Umgang mit Konsum bis hin zu angemessenen Verhalten im Alltag. Schliesslich lernt man auch selbst etwas von den Kleinen: mehr Achtsamkeit im Alltag zum Beispiel. Das gegenseitige Lernen ist auch bei der Ernährung wichtig. Generelle Lebensmittelverbote sind nicht die beste Idee. Zucker vollständig zu verbieten, wird nicht funktionieren. Trotzdem kann man sich gemeinsam an eine nahezu zuckerfreie Ernährung annähern. Beispielsweise indem man

– auf zuckerhaltige Fertigprodukte verzichtet. Wie wäre es beispielsweise statt stark gezuckertem Fertigmüsli mit der gemeinsamen Produktion eigener Müsli-Varianten aus Trockenfrüchten und Haferflocken? Oder mit einem Fruchtsalat aus Naturjoghurt und frischem Obst statt fertig gekauftem Fruchtjoghurt?
– Obst in bereits verzehrfertigen Stücken anbietet.
– bei Schokolade auf den Kakao-Anteil achtet. Je höher jener, desto geringer in der Regel der Zuckeranteil.
– auf gesüsste Getränke verzichtet.
– bei Heisshunger auf Süsses zuerst Obst anbietet. Extra-Tipp: Selbstgemachte Bananenmilch stillt diesen mit seiner Fructose und Lactose oft besonders erfolgreich.
– selbst ein gutes Vorbild ist.
– keine Zucker-Verbote ausspricht, weil sie die Sehnsucht danach bloss schüren.
– die Enkelkinder in die Zubereitung zuckerfreier Rezepte mit einbindet und dadurch ihr Interesse und Engagement fördert.

Gesunde Ernährung ist nicht nur Zuckerverzicht

Die Reduktion von Zucker beugt vielen Krankheiten vor und ist für ein gesundes Ernährungsverhalten wichtig. Allerdings ist ein zuckerarmer Speiseplan allein nicht automatisch gesund. So ausgewogen wie möglich muss gesunde Ernährung sein. Je abwechslungsreicher das Angebot, desto besser. Sobald die Enkelkinder alt genug sind, binden Grosseltern sie am besten in die Zubereitung unterschiedlicher Gerichte mit ein. Das Interesse daran lässt sich spielerisch wecken. Zum Beispiel, indem man sie zum Einkaufen mitnimmt und sie bisher unbekannte Lebensmittel auswählen lässt, aus denen es anschliessend Speisen zuzubereiten gilt. Auch Ratespiele zum Ursprung bestimmter Nahrungsmittel wecken Interesse an Ernährungsthemen. Dasselbe gilt für Aktionen wie selbst angelegte Kräutertöpfe und Gemüsebeete. Wer zusammen mit den Enkeln sät, giesst, erntet und kocht, kann dadurch grossen Einfluss auf ein gesundes Ernährungsverhalten nehmen.

Immer mit den Eltern absprechen! Die entscheidendste Vorbilder im Hinblick auf die Ernährung bleiben die Eltern. Oma und Opa können zwar Einfluss nehmen, aber nur bedingt. Was nicht mit Mama und Papa abgesprochen ist, wird sich kaum durchsetzen können. Daher ist es wichtig, dass man sich vorab auf etwas einigt.