Sonnendruck

«Cyanotypie» tönt auch in Erwachsenenohren nach einem komplizierten chemischen Vorgang. Egal, denn in Kürze bedeutet es, die Sonne malt Bilder. Wie cool ist das denn?

Im Sommer beobachten wir jedes Jahr von Neuem die Kraft der Sonne. Doch, wo Licht ist, ist auch Schatten. Das Sprichwort ist nicht nur sinnbildlich, sondern ein Phänomen der Natur, denn Schatten entstehen, wenn das Licht den Bereich hinter einem Gegenstand nicht erreicht. Um diesen Schattenwurf zu beobachten, kann mit den Enkelkindern ein spannendes Experiment durchgeführt werden. Dabei entsteht eine Negativ-Fotografie der ganz besonderen Art, und dies ganz ohne Kamera. Hierfür sammeln die Kinder als Erstes verschiedene Blätter vom Farn bis zum Löwenzahn, lustig geformte Steine, Muscheln oder andere einzigartige Gegenstände. Die Fundstücke werden auf das Solar-Fotopapier gelegt und dann der Sonne ausgesetzt. Schon jetzt kann mit den Kindern etwas Spannendes beobachtet werden: Das blaue Papier verfärbt sich nach kurzer Zeit gelblich. Nach sieben bis zehn Minuten nimmt man die Gegenstände weg und spült das Papier unter dem laufenden Wasserhahn ab oder man taucht es kurz in eine Schüssel Wasser. Was jetzt geschieht, wird die Enkelkinder begeistern: Zunächst verschwindet das Bild des abgebildeten Objektes, um kurze Zeit später als Negativ wieder aufzutauchen. Dort, wo das Löwenzahnblatt gelegen hat, verfärbt sich das Fotopapier weiss oder hellblau und rundherum wird das Fotopapier wieder dunkelblau. Nun muss das nasse Solar-Fotopapier nur noch auf einer flachen Unterlage zum Trocknen in die Sonne geleg werdent, fertig ist ein ganz und gar phänomenales Kunstwerk. •

DAS BRAUCHT’S
• Solar-Fotopapier (kann online
bestellt werden)
• Blätter von Pflanzen oder speziell
geformte, flache Gegenstände
wie Steine, Muscheln
• Wasser
• Karton als Unterlage

SO GEHT’S
1 Blätter oder Gegenstände auf das Solar-Fotopapier legen und sieben
Minuten der Sonne aussetzen.
2 Danach das Papier unter dem
Wasserhahn auswaschen.
3 Das nasse Solar-Fotopapier auf
einer flachen Unterlage trocknen.

Cyanotypie:
Bei der Cyanotypie, auch Blaudruck genannt, handelt es sich um eine monochrome Fototechnik, die 1842 der britische Naturwissenschafter Sir John Herschel erfunden hat. Ein Trägermaterial (Papier) wird dabei mit einer Lösung von grünem Eisenammoniumzitrat und rotem Blutlaugensalz (Kaliumferricyanid) beschichtet und danach mit UV-Licht (Sonne) belichtet. Mit der Belichtung verfärben sich zuvor abgedeckte Stellen von ihrem ursprünglich gelblichen zu einem grünlichen Farbton. Durch Spülen mit Wasser wird einerseits der Belichtungsprozess gestoppt, anderseits erhält die getränkte Schicht durch Oxidation ihre typisch blaue Färbung (Fixierung). Mit dem Trocknen an der Sonne wird dieses Blau noch etwas kräftiger, je nachdem, wie lange zuvor gewässert worden ist.

Text aus dem Lehrmittel «Kinder begegnen Natur und Technik» des Lehrmittelverlags Zürich. lmvz.ch; Foto: Marco Scharf