So lange wie möglich zuhause leben? Eine Frage des Geldes

Damit Menschen bis ins hohe Alter zuhause leben können, braucht es in den meisten Fällen irgendwann Unterstützung. Doch nicht alle können sich diese leisten.

Die 75-jährige Karin Levy lebt mit der Diagnose Demenz zuhause. Ihre beiden Töchter Sonja und Jessica Levy ermöglichen ihr den Alltag im vertrauten Umfeld, indem sie verschiedene Aufgaben übernehmen. Sie haben zudem ambulante Betreuung durch den Entlastungsdienst Schweiz organisiert. Als die Betreuerin vom Entlastungsdienst Schweiz erschien, war es, als ob ein Engel auftauchte: «Ich wusste sogleich, dass ich nun ohne Bedenken weggehen kann», sagt Sonja Levy.

Doch die Familie weiss: Irgendwann wird sich Karin Levy die Betreuung zuhause nicht mehr leisten können – trotz den verhältnismässig tiefen Tarifen der Non-Profit-Organisation Entlastungsdienst Schweiz. Karin Levy ist gezwungen, für das Leben zuhause den Grossteil ihres Vermögens aufzubrauchen. Ihre Töchter müssen damit leben, dass sie ihre Mutter in ein Heim geben müssen, sobald das Geld aufgebraucht ist. Das ist für alle eine schwierige Vorstellung.

Am Tag für pflegende und betreuende Angehörige vom 30. Oktober 2021 fordert der Entlastungsdienst Schweiz, dass Betreuung zuhause für alle zugänglich wird.

Die Betreuung eines Familienmitgliedes wird von vielen Angehörigen als schöne, bereichernde und sinnstiftende Tätigkeit empfunden, die sie nicht missen wollen. Gleichzeitig aber ist sie auch sehr belastend. Zeitlich, psychisch, physisch und finanziell. Damit pflegende und betreuende Angehörige diese Aufgabe über längere Zeit erfüllen und dabei die eigene Lebensqualität und Gesundheit erhalten können, brauchen sie regelmässige Pausen. Entlastung tut not!

Der Bedarf ist gross

Menschen im Alter und ihre Angehörigen brauchen Zugang zu konkreter Unterstützung. Aktuell jedoch sind die Kosten für Betreuung durch keine Sozialversicherung gedeckt. Das heisst: Wer über die rein medizinische Pflege hinaus Betreuung braucht, muss diese selber bezahlen. Und das, obwohl die meisten Menschen im Alter hauptsächlich Betreuung benötigen und nur teilweise Pflege.

Auch eine kürzlich von der Paul Schiller Stiftung publizierte Studie zeigt, dass es 620’000 Menschen über 65 Jahren in der Schweiz an Betreuung fehlt.

Es braucht also gute Betreuung, die für alle zugänglich ist. Am Tag für pflegende und betreuende Angehörige 2021 setzt sich der Entlastungsdienst Schweiz zusammen mit dem Netzwerk Gutes Alter und anderen Organisationen genau dafür ein.

Aktionen zum Tag für pflegende und betreuende Angehörige: www.angehoerige-pflegen.ch

Tagung «Gutes Alter für alle – eine öffentliche Aufgabe?», 29. Oktober 2021: www.angehoerige-pflegen.ch/tagung-2021